Am 2. April 2025 kündigte Präsident Donald Trump umfassende neue Zölle an, die nahezu alle US-Importe betreffen. Diese Maßnahmen, als “Liberation Day”-Zölle bezeichnet, beinhalten einen allgemeinen Zollsatz von 10 % auf alle Importe, der am 5. April 2025 in Kraft tritt. Zusätzlich werden für bestimmte Länder höhere “reziproke” Zölle erhoben, die ab dem 9. April 2025 gelten.
1. Strafzölle / Zusatzölle – Begriffe und Bedeutungen
- Strafzölle: Zölle, die als Reaktion auf unfaire Handelspraktiken eines anderen Landes erhoben werden, um diese zu bestrafen und faire Handelsbedingungen wiederherzustellen.
- Zusatzölle: Zusätzliche Zölle, die über die regulären Zollsätze hinaus auf bestimmte Waren oder aus bestimmten Ländern erhoben werden, oft aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen.
2. Aktueller Stand der US-Zölle (komplette Liste anbei)
Mit den jüngsten Ankündigungen der US-Regierung gelten folgende Zollsätze:
- USA: Ein allgemeiner Zollsatz von 10 % auf alle Importe. (ab 5.4.2025)
- Spezifische Länderzölle (hierbei ist der nicht-präferenzielle / handelspolitische Ursprung entscheidend), diese zusätzlichen Zölle treten am 9. April 2025 in Kraft.:
- Europäische Union: 20 %,
- China: 34 %
- Schweiz: 31 %
- Vietnam: 46 %
- Thailand: 36 %
- Indien: 26 %
- Japan: 24 %
- Südkorea: 25 %
Zudem gelten seit dem 12. März US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminium-Einfuhren. Zusätzlich 25 % auf alle ausländischen Fahrzeuge seit dem 3. April 2025.
Die Einführung dieser Zölle zielt darauf ab, Handelsungleichgewichte zu adressieren und die US-amerikanische Wirtschaft zu stärken. Unternehmen, die in die USA exportieren, sollten die Auswirkungen dieser Zölle auf ihre Geschäftsstrategien sorgfältig prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
Die Europäische Union plant als Reaktion Gegenmaßnahmen (Zusatzzölle auf US-Waren), um ihre Interessen zu schützen.
3. Auswirkungen von Zusatz- und Strafzöllen auf den Export in die USA
Für europäische Unternehmen bedeuten die neuen US-Zölle eine erhebliche Verteuerung ihrer Produkte auf dem US-Markt, was deren Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann. Dies könnte zu einem Rückgang der Exporte in die USA führen und europäische Unternehmen dazu veranlassen, nach alternativen Märkten zu suchen oder Produktionsstandorte zu verlagern.
4. Zusammenhang zwischen Zusatz-/Strafzöllen und Exportkontrolle
Obwohl Zusatz- und Strafzölle primär Handelsinstrumente zur Beeinflussung von Importen und Exporten sind und damit nicht in direktem Zusammenhang mit der Exportkontrolle und auch der US-Reexportkontrolle stehen, können sie indirekt mit Exportkontrollen zusammenhängen. Beispielsweise können Länder als Reaktion auf Zölle Exportkontrollmaßnahmen verschärfen oder neue Beschränkungen einführen, um strategische Industrien zu schützen oder technologische Vorteile zu sichern.
5. US-Reexportkontrolle – Wichtige Aspekte beim Export in die USA und andere Länder
Die USA verfügen über strikte Exportkontrollgesetze, die nicht nur Exporte aus den USA regeln, sondern auch die Reexporte von US-amerikanischen Waren und Technologien in Drittländer betreffen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie keine kontrollierten US-Produkte oder -Technologien ohne entsprechende Genehmigungen in Länder exportieren, die Beschränkungen unterliegen. Verstöße gegen diese Bestimmungen können zu erheblichen Strafen führen. Es ist daher essenziell, sich über die aktuellen US-Exportkontrollvorschriften zu informieren und Compliance-Programme entsprechend anzupassen.
6. Zusatzzölle im Allgemeinen vermeiden – ja das geht!
Um Zusatz- oder Strafzölle in den USA zu vermeiden, stehen Ihnen mehrere strategische Möglichkeiten zur Verfügung:
- Prüfen sie, ob Präferenzabkommen greifen: Falls Ihr Produkt aus einem Land stammt, das ein Freihandelsabkommen mit den USA hat, könnte der Basiszolltarifsatz verringert werden oder sogar auf null reduziert werden. Beispielsweise sind durch das USMCA (Nachfolger von NAFTA) bestimmte Waren aus Mexiko und Kanada begünstigt. Dieses Beispiel ist im aktuellen Umfeld umso wichtiger, da es auch perfekt bestätigt, dass die Präferenzausnutzung nur den Basiszolltarifsatz reduziert. Sollten Zusatzzölle oder Strafzölle, wie nun geschehen, anberaumt werden, vermag die Präferenz diese nicht zwingend zu verhindern.
- „Optimieren“ der Zolltarifnummer (HTS-Code): Durch eine genaue Überprüfung und Einreihung der Zolltarifnummer könnte sich herausstellen, dass dein Produkt unter eine günstigere Klassifizierung fällt. Eine strategische Zolltarifeinstufung kann helfen, höhere Abgaben zu vermeiden. (Achtung: keine absichtliche falsche Tarifierung!)
- Verlagern der Produktion oder Lieferkette: Falls ihre Ware aus einem Land stammt, das von hohen US-Zöllen betroffen ist (z. B. China), könnte eine Verlagerung der Produktion in ein Land mit besseren Handelsbedingungen mit den USA eine Lösung sein.
- Veredeln in einem Drittland: Falls möglich, könnten Produkte einen Zwischenproduktionsschritt in einem weiteren Land vollziehen und so verändert oder weiterverarbeitet werden, dass ein neuer Ursprung entsteht und somit nicht mehr unter die ursprünglichen Strafzölle fallen.
- Einsatz von Zollfreilagern oder Foreign Trade Zones (FTZs): In den USA gibt es sogenannte Foreign Trade Zones (FTZs), in denen importierte Waren gelagert, umgearbeitet oder weiterverarbeitet werden können, bevor sie endgültig in den US-Markt kommen – oft mit Zollvorteilen.
- Verhandeln von Preis- und Kostenanpassungen: Falls Sie regelmäßig in die USA exportieren, kann es sinnvoll sein, mit Kunden oder Lieferanten über eine faire Kostenaufteilung zu verhandeln, falls Zölle plötzlich anfallen.
Fazit
Angesichts der dynamischen Entwicklungen im internationalen Handel und der Exportkontrolllandschaft ist es für Unternehmen unerlässlich, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und ihre Handels- und Compliance-Strategien entsprechend anzupassen. Wir informieren dazu regelmäßig.